Anita Bächli (Name geändert) hat das Programm Startrampe am 13.07.2020 begonnen – sie wurde über das NAVI in Absprache mit den Sozialen Diensten der Stadt Zürich angemeldet. 2024 hat sie die Lehre EFZ Betriebsunterhalt erfolgreich abgeschlossen. Während der gesamten Lehrzeit wurde sie durch ein Coaching der Startrampe begleitet.
Hallo Anita. Schön, dass ich heute ein Interview mit Dir zu Deinem Weg führen darf. Wie geht es Dir heute?
Sehr gut. Ich bin froh, dass ich meine Lehre EFZ Betriebsunterhalt abgeschlossen habe.
Wo stehst Du heute?
Ich absolviere gerade ein Praktikum als Sozialpädagogin, dieses habe ich direkt nach Lehrabschluss begonnen. Gleichzeitig befinde ich mich im Aufnahmeverfahren für die dreijährige Ausbildung als Sozialpädagogin an der Agogis.
Auf Deinem Weg von der Berufswahl zur Lehrstelle warst Du auch im Beruflichen Integrationsprogramm Startrampe. Gerne stelle ich Dir hierzu ein paar Fragen. Wann und wie bist Du auf das Programm Startrampe aufmerksam geworden?
Ich war damals in einem Betreuten Wohnen in einer schwierigen Phase und habe dort den Tipp für das Programm Startrampe erhalten. Die Anmeldung erfolgte damals über das NAVI in Absprache mit den Sozialen Diensten Zürich.
Was war das Ziel der Teilnahme im Programm Startrampe?
Ziel war es, wieder einen strukturierten Alltag zu haben. Zudem wollte ich eine Lehrstelle finden und antreten.
Über welchen Zeitraum hast Du das Programm Startampe besucht?
Ich habe das Programm Startrampe vor Ort ein Jahr lang besucht. Während dieser Zeit wechselte auch der Kostenträger (Anm.: Zu Beginn war der Sozialdienst zuständig, später dann die Invalidenversicherung).
Was hast Du im Programm Startrampe gelernt?
Ich konnte mir wieder einen strukturierten Alltag erarbeiten, lernen wieder früh aufzustehen und rechtzeitig kommen. Ich habe neue Leute kennengelernt, die einen ähnlichen Weg vor sich hatten und einen ähnlichen «Koffer» wie ich dabeihatten. Ich lernte Bewerbungen zu schreiben. Durch die Module Bewegung und Gesundheitsförderung habe ich meinen Körper besser kennen und fühlen gelernt. Übungen wie z.B. Mobilisieren oder diverse Entspannungstechniken haben mir sehr geholfen. «Mega wertvoll» und sehr hilfreich war auch das «Inklusiv». Wir haben uns als Gruppe zusammengetan und uns gegenseitig unterstützt. (Programmbegleitendes Psychotherapeutisches Peer-Group Angebot, welches durch einen Psychotherapeuten geleitet wird)
Was hast Du im Programm Startrampe am liebsten gemacht, was am meisten geschätzt?
Sehr wichtig waren die anderen Programmteilnehmenden für mich. Ebenfalls wichtig waren die Unterrichtspersonen und IntegrationsberaterInnen der Startrampe – alle waren sehr hilfsbereit und verständnisvoll. Im Modul Arbeit konnte ich einen Einblick in verschiedene Arbeitsbereiche gewinnen, vor allem die Bereiche Holz und Betriebsunterhalt waren spannend und halfen mir in Bezug auf die Berufswahl.
Wie wurdest Du in der Startrampe unterstützt und vorbereitet auf den Einstieg in den 1. Arbeitsmarkt?
Ich erhielt Unterstützung beim Erstellen eines Lebenslaufes und beim Bewerbungen Schreiben. Im Unterricht konnte ich meine Belastbarkeit testen und verschiedene Arbeiten kennenlernen. Sehr geholfen haben mir auch die Coachinggespräche mit meiner Integrationsberaterin im Einzelsetting.
Wie hast Du die Lehrzeit erlebt?
Die Lehre Betriebsunterhalt war vielseitig und ich konnte viel lernen, auch für das Privatleben. Durch die Berufsbildnerin wurde ich gut unterstützt.
In der Schule war ich die Älteste und wir waren nur zwei Frauen, das war eine ganz neue Erfahrung. Wir hatten eine lustige Klasse. Zudem habe ich für mich rausgefunden, dass ich am besten lernen kann, wenn ich den Lernstoff lese, schreibe und höre.
Ich habe es geschätzt, dass ich die Lehre in einem sozialen Setting absolvieren konnte. So hatte ich auch Einblick in Berufsfelder von Sozialpädagogen und Arbeitsagogen und konnte Fragen stellen. Zudem hatte ich im 2. Lehrjahr die Möglichkeit, in diesem Setting Tanzunterricht anzubieten.
Wurdest Du auch im 1. Arbeitsmarkt weiter begleitet (Coaching)?
Ich wurde die gesamte Lehrzeit von meiner mir bekannten Integrationsberaterin der Startrampe begleitet. Darum war ich sehr froh. Gegen Ende der Lehrzeit habe ich gemerkt, dass ich immer weniger Unterstützung gebraucht habe.
Wie bist Du mit schwierigen Situationen in der Startrampe oder im 1. Arbeitsmarkt umgegangen?
In der Startrampe hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten regelmässig zu kommen. Es hat mir geholfen, dass mir immer wieder angerufen wurde und gefragte wurde, wie ich unterstützt werden kann. Es hat geholfen, dass Leute an mich geglaubt haben.
In der Lehre hatte ich zu Beginn auch Fehltage. Meinem Arbeitgeber gegenüber war ich offen und bin auf Verständnis gestossen.
Mit meiner Integrationsberaterin konnte ich regelmässige Gespräche führen. So war es mir möglich, für mich hilfreiche Strategien zu finden.
Wie hast Du die Unterstützung durch das Coaching wahrgenommen (Skala 1–10)?
10!
Was hat Dir am meisten im Coaching geholfen?
Insbesondere bei administrativen Themen (Umzug, Post von Ämtern, diverse Briefe, offene Fragen) war ich überfordert und froh um die Unterstützung. Wir konnten alles gemeinsam anschauen und das hat mir Druck genommen.
Was tust Du für einen guten Ausgleich zum Berufsleben? Was machst Du, damit es Dir gut geht?
Ich grenze mich von Leuten ab, die mir nicht guttun. Ich nehme mir Zeit für mich. Ich praktiziere weiterhin hilfreiche Übungen, die ich in der Startrampe kennengelernt habe (Mobilisieren, Entspannungstechniken, Musik hören). Ich treffe mich mit Leuten, die mir guttun und mache Unternehmungen, die mir guttun. Das ist wichtig für mich zum «Runterkommen»
Welche zukünftigen Pläne hast Du?
Ich hoffe, es geht mir weiterhin so gut wie jetzt. Dann habe ich folgende Pläne: Aufnahmeprüfung bei der Agogis bestehen, Ausbildung Sozialpädagogin absolvieren, Autoprüfung, Familiengründung.
Was würdest Du anderen Programmteilnehmenden der Startrampe in einer ähnlichen Situation raten?
Vertrauen zur Startrampe haben, sich auf das Programm einlassen, fest an sich glauben, Hilfe annehmen, nicht aufgeben!
Gibt es etwas, was Du noch sagen möchtest?
Ich wäre gerne in der Startrampe vor Ort und würde neuen Teilnehmenden von meiner positiven Erfahrung berichten. Die Startrampe hat mir so viel gegeben, ich weiss nicht, wie ich es sonst geschafft hätte.
Kompliment an Dich, den Weg bis heute bist DU selber gegangen! Danke Anita für den Einblick und Deine Offenheit! Und Von Herzen alles Gute weiterhin!